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Virus Enzyklopädie


Internet Security / Virus Enzyklopädie / Die Geschichte der Schadprogramme / 1989

1989

Im Jahr 1989 traten die Viren Datacrime und FuManchu (eine Modifikation des Jerusalem-Virus) sowie die Virus-Familien Vacsina und Yankee erstmals in Erscheinung.

Der Datacrime-Virus war höchst gefährlich: Zwischen dem 13.Oktober und 31. Dezember führte er eine Low-Level-Formatierung der Festplatte bei Zylinder 0 durch, was zu der Zerstörung von Tabellen in FAT-Dateien und irreparablen Datenverlusten führte.

Die erste Warnung vor diesem Virus kam im März aus den Niederlanden von Fred Vogel. Trotz der relativ geringen Infizierungsrate löste Datacrime weltweit eine Hysterie aus. Die wiederholten Warnungen führten zu einer extrem verzerrten Darstellung sowohl der Funktionsweise des Virus als auch der vom Virus verursachten Schäden. In den USA wurde der Virus Columbus Day genannt, da von manchen Personen norwegische Terroristen für die Urheberschaft des Virus verantwortlich gemacht wurden, die die Amerikaner so angeblich dafür bestrafen wollten, dass diese Columbus anstatt Eric des Roten die Entdeckung Nordamerikas zuschreiben.

In Holland kam es zu einem interessanten Ereignis. Die dortige Polizei versuchte aktiv gegen die Cyberkriminalität vorzugehen, indem sie ein Programm zur Neutralisierung des Datacrime-Virus entwickelte und dieses direkt in den Fußgängerzonen für einen Dollar verkaufte. Es herrschte eine große Nachfrage nach diesem Programm, doch schnell stellte sich heraus, dass es unzuverlässig war und eine hohe Fehlerquote aufwies. Eine zweite Version wurde produziert, um die Fehler auszumerzen, doch auch diese war mit Programmfehlern durchsetzt.

Am 16. Oktober 1989 verbreitete sich auf VAX/VMS-Computern innerhalb des SPAN-Netzwerkes der Wurm WANK-Worm. Er verbreitete sich über das DECNet-Protokoll und überschrieb die Systemmitteilungen in 'WORMS AGAINST NUCLEAR KILLERS', begleitet von der Nachricht 'Your System Has Been Officially WANKed'. WANK änderte außerdem die Zugangspasswörter und tauschte sie gegen zufällige Zeichenkombinationen aus, welche dann mit dem Absender GEMPAK an die Anwender des SPAN-Netzwerkes verschickt wurden.

Im Dezember 1989 kam es zu dem Fall der 'Aids-Informations-Diskette'. 20.000 mit einem trojanischen Pferd belastete Disketten wurden an Adressen in Europa, Afrika, Asien und der WHO verschickt, die vorher aus der Datenbank der Zeitschrift 'PC Business World' gestohlen worden waren. Wurde eine dieser infizierten Disketten geöffnet, installierte sich das Programm auf das System, schuf eigene verdeckte Dateien und Verzeichnisse und modifizierte die Systemdateien. Nachdem das Betriebssystem 90 Mal hochgefahren worden war, verschlüsselte das Programm alle Dateien, machte sie unsichtbar und ließ nur eine leserliche Datei auf der Diskette zurück. Inhalt dieser Datei war die Aufforderung, Geld auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Es war relativ einfach, den Autor dieses Trojaners als einen gewissen Joseph Popp zu identifizieren, der zu einem früheren Zeitpunkt schon für unzurechnungsfähig erklärt worden war. Trotzdem wurde er von einem italienischen Gericht in Abwesenheit verurteilt.

Nicht unerwähnt darf auch die Tatsache bleiben, dass 1989 das Jahr der ersten Virusepidemien in Russland war. Gegen Ende des Jahres 1989 hatten sich in der russischen virtuellen Welt bereits 10 verschiedene Viren gezeigt (aufgelistet nach der Reihenfolge ihres Erscheinens): zwei Versionen des Cascade-Virus, verschiedene Modifikationen von Vacsina und Yankee, Jerusalem, Vienna, Eddie und PingPong.

Das weltweite Voranschreiten der Technologie zog das Aufkommen neuer Antivirusprojekte auf der ganzen Welt wie auch in Russland bzw. der damaligen UdssR nach sich. 1989 hatte auch der Antivirusexperte Ewgenij Kaspersky, der spätere Gründer von Kaspersy Lab, seine erste Begegnung mit einem Computervirus: Im Oktober 1989 wurde sein Arbeitscomputer mit dem Cascade-Virus infiziert. Dies gab den Anstoß zu seiner beruflichen Umorientierung und dazu, sich von nun an der Anitvirenforschung zu widmen.

Nur einen Monat später spürte Ewgenij Kaspersky mit Hilfe der von ihm verfassten ersten Version des -V-Antivirenprogramms den Vacsina-Virus auf. Jahre später wurde aus -V das AVP Antiviral Toolkit Pro.

1989 stiegen zahlreiche neue Unternehmen ins Antiviren-Geschäft ein: F-Prot, ThunderBYTE und Norman Virus Control.

Immer mehr Anwender wurden von dem Problem Computer-Viren betroffen und so wandten sich verschiedene Gruppen und auch Einzelpersonen mit der Bitte an den damals unumstrittenen IT-Marktführer IBM, ein eigenes Antivirenprojekt zu fördern. Nach einer kurzen Zeit der Überlegung und Marktforschung wandelte IBM sein im TJ Watson Research Center entwickeltes Antivirusprojekt in ein rein kommerzielles Produkt um: Im Oktober 1989 war IBM Virscan für MS-DOS für 35 $ erstmals käuflich zu erwerben.

1989 war auch das Jahr der ersten Antiviruspublikationen: Das US-amerikanische Unternehmen Sophos unterstützte die Zeitschrift 'Virus Bulletin' während 'Virus Fax International' von Dr. Solomon's ins Leben gerufen wurde. 'Virus Bulletin' gibt es noch heute und 'Virus Fax International' wurde zunächst in 'Virus News International' umbenannt, bis es schließlich zu 'Secure Computing' wurde.

Secure Computing gilt heute als eine der bekanntesten Quellen auf dem Gebiet der IT-Sicherheit und ist neben Antivirenprogrammen auch auf Hardwaresicherheit spezialisiert. Jährlich vergibt Secure Computing unter dem Namen 'Secure Computing Awards' Auszeichnungen für die besten Entwicklungen auf verschiedenen Gebiete wie z.B. Virenschutz, Zugriffskontrolle und Intranetbildschirme.

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